Mediatheken Arte Concert
Oktober
Details
Paradox: Das ist wohl das Wort, das Charles Ives am besten beschreibt. Denn Charles ist ein Mann der
Details
Paradox: Das ist wohl das Wort, das Charles Ives am besten beschreibt. Denn Charles ist ein Mann der Dissonanzen – und das in fast allen Bereichen seines Lebens. Seit seiner Kindheit gilt seine Liebe dem Spiel mit der Musik. Doch Charles wird zu einer Zeit geboren, als man klassische Musiker für Memmen hielt. Heute gilt er als erster Komponist der Neuzeit in Amerika.
Charles Ives (1874-1954) ist ein Mann der Dissonanzen und steht dazu. Schon als kleiner Junge ist er fasziniert von den Klangexperimenten und musikalischen Basteleien seines Vaters. Als Teenager komponiert er Tanzmelodien und Kirchenlieder und wird mit 14 Jahren zum jüngsten Organisten von Connecticut. Doch Charles wurde zur falschen Zeit geboren. Wer sich für die klassische Musik entschied, galt damals als Memme. Charles schlägt eine Laufbahn als Lebensversicherer ein – und hat Erfolg. Mit Verve revolutioniert er eine ganze Branche. An den Wochenenden jedoch wird er zum Freizeitkomponisten. Im stillen Kämmerlein erdenkt er Kompositionen, mit denen er seiner Zeit weit voraus ist. Dabei versucht er stets, die reale, alltägliche Welt wiederzugeben.
Nicht selten baut er dafür akustische Objekte seiner Umgebung ein. Das Rattern der Kaffeemaschinen oder Besteckgeklapper sind genauso zu hören wie das Zapfen von Bier oder das Zischen von Kräutern, die in heißem Öl angedünstet werden. Ives kreiert eine »musikalische Bouillabaisse«, die so manchem Zeitgenossen sauer aufstößt. Er bricht mit Konventionen, verbindet Popmusik mit Klassik, kombiniert Ragtime und Volksmusik mit experimentellen oder traditionellen europäischen Klängen. Seine 4. Symphonie ist ein wildes Klangpanorama, während er in »The Unanswered Question« den Konzertsaal sprengt und Teile der Streicher hinter der Bühne verbannt. Seine unvollendete »Universe Symphony« sollte im Freien gespielt werden. Nicht immer trifft sein kreativer Revoluzzergeist den Nerv seiner Zeit. Entsprechend spät wird sein Werk gewürdigt.
Details
Vor 30 Jahren gründete Laurence Equilbey den Chor Accentus, der heute zu den führenden Ensembles der europäischen Vokalmusik
Details
Vor 30 Jahren gründete Laurence Equilbey den Chor Accentus, der heute zu den führenden Ensembles der europäischen Vokalmusik zählt, und brach damals in eine von Männern dominierte Domäne ein. Accentus ist spezialisiert auf A-cappella-Gesang, zeitgenössische Kompositionen, Oratorien und Opern und hält für Gesangsfreunde immer wieder neue Entdeckungen bereit.
Dabei liegt Accentus der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy besonders am Herzen. Laurence Equilbey zählt zu den ersten Chorleiterinnen in Frankreich, die sein Werk aufgenommen haben.
Während ihrer Ausbildung in Wien stieß sie auf Mendelssohn Bartholdys Vokalrepertoire, das im deutschen und angelsächsischen Raum wesentlich bekannter ist als in Frankreich. Doch seine Chorwerke zählen zu den besonderen Schmuckstücken der Vokalmusik und schlagen mit ihrer Lebensfreude selbst in dunklen Momenten die Brücke zwischen der Musik von Johann Sebastian Bach und der Moderne.
Das von Equilbey für dieses Konzert ausgewählte Repertoire umfasst religiöse und weltliche Kompositionen, A-cappella-Gesang und Werke mit Orchesterbegleitung.
Chor Accentus, Laurence Equilbey
Hélène Carpentier (Sopran)
Hilary Summers (Alt)
Stanislas De Barbeyrac (Tenor)
Florian Sempey (Bariton)
Felix Mendelssohn Bartholdy
– Weihnachtskantate »Vom Himmel hoch« (I und IV)
– Christus (»Geburt Christi«)
– Drei Motetten, op. 69 (»Herr nun lässest du deinen Diener fahren«)
– Christus op. 97 (»Leiden Christi«)
– Sechs Hymnen, op. 79 (»Am Karfreitag«)
Wolfgang Rihm
– Fragmenta passionis (»IV. Da schrien alle«)
Philharmonie de Paris, 16. März 2023
November
Details
Es war für Giacomo Puccini nicht einfach, geeignete Bücher für eine große Oper zu
Details
Es war für Giacomo Puccini nicht einfach, geeignete Bücher für eine große Oper zu finden, doch einen Monat nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde in New York die Weltpremiere von Il trittico gegeben: Ein Abend, in dem sich die brutale Tragödie Il tabarro (Der Mantel), die lyrisch-sensible Suor Angelica (Schwester Angelica) und die Komödie Gianni Schicchi miteinander verbanden. Drei kurze Opern in einem Akt, drei völlig unterschiedliche Register, drei verschiedene Orte und drei »Farben«. Puccini fügt dieser dreiteiligen Konzeption auch eine soziale Dimension hinzu. Für seine zweite Inszenierung am Théâtre de La Monnaie behält Tobias Kratzer die ursprüngliche Reihenfolge der Opern bei und verwebt sie zu einem Gesamtwerk, wie ein endloser Kreis.
Il tabarro
Paris, Anfang des 20. Jahrhunderts: Ein Eifersuchtsdrama entfesselt sich auf einem Lastkahn vor Notre-Dame. Hafenarbeiter Luigi ist der Liebhaber von Giorgetta. Er wird von ihrem Ehemann Michele überrascht, der ihn erwürgt und dann seine Frau zwingt, dem Toten ins Gesicht zu sehen.
Suor Angelica
Ein Kloster im 17. Jahrhundert: Schwester Angelica sühnt für ihre Schuld. Sie hat ihre Familie entehrt, indem sie ein uneheliches Kind zur Welt gebracht hat. Als sie auf herzlose Weise vom Tod ihres Sohnes erfährt, vergiftet sie sich, um mit ihm im Himmel vereint sein zu können.
Gianni Schicchi
Florenz im Jahre 1299: Unehrliche und rücksichtslose Erben nehmen die Hilfe des listigen Gianni Schicchi an. Er bietet ihnen an, sich als ihr reicher Verwandter Buoso Donati auszugeben, der gerade gestorben ist und sein gesamtes Vermögen einem Kloster vermacht. Indem er den Platz der Toten einnimmt, gelingt es Gianni Schicchi, ein neues Testament zu diktieren, das dem ersten widerspricht – und das vor allem zu seiner eigenen Bereicherung beiträgt.
Inszenierung: Tobias Kratzer
Chœurs de la Monnaie
Chœurs d’enfants et de jeunes de la Monnaie s.l.d. de Benoît Giaux
Orchestre symphonique de la Monnaie, Ouri Bronchti
Mit Lianna Haroutounian (Giorgetta, Schwester Angelica), Péter Kálmán (Michele, Gianni Schicchi), Elena Zilio (Die Äbtissin, Zita), Raehann Bryce-Davis (Die Fürstin), Adam Smith (Luigi, Rinuccio)
Bühnenbild: Rainer Sellmaier
Video: Manuel Braun
Licht: Bernd Purkrabek
Théâtre royal de La Monnaie, Brüssel, 26. März 2022
Details
Mit seiner klangprächtigen musikalischen Sprache überwältigt das Oratorium »Israel in Egypt« von Georg Friedrich Händel nicht nur durch
Details
Mit seiner klangprächtigen musikalischen Sprache überwältigt das Oratorium »Israel in Egypt« von Georg Friedrich Händel nicht nur durch orchestrale Raffinesse, sondern vor allem durch die plastischen und packenden Chöre.
Thomas Hengelbrock und Balthasar Neumann Chor und -Ensemble interpretieren dieses Werk mit ihrer stets kompromisslosen Auslotung aller Facetten, und schaffen so einen spannenden Krimi auf der Konzertbühne.
Thomas Hengelbrock nennt es »Händels avantgardistischstes Werk«: das Oratorium »Israel in Egypt«. Das Werk überwältigt nicht nur durch seine klangprächtige musikalische Sprache und orchestrale Raffinesse, sondern vor allem auch durch plastische und packende Chöre. Damit ist es wie gemacht für Hengelbrock und das Balthasar-Neumann-Ensemble und -Chor, die stets kompromisslosen alle textlichen und musikalischen Facetten eines Werkes ausloten.
Ob blutiges Wasser, hüpfende Frösche, undurchdringliche Finsternis oder hymnisches Gotteslob: Die Musiker erwecken jedes musikalische Detail in intensiven Farben zum Leben. Auch dank ausgezeichneten GesangssolistInnen verwandelt sich die von Händel musikalisch genial illustrierte Geschichte so zu einem spannenden Krimi auf der Konzertbühne.
Balthasar Neumann Chor
Balthasar Neumann Ensemble
Dirigent: Thomas Hengelbrock
Georg Friedrich Händel (1685–1759): Israel in Egypt (HWV 54)
Elbphilharmonie Hamburg, 16.05.2021