Arte, 25.11.2019, 01:05-02:45 Uhr. Choreographie: Christian Spuck. Chor und Zusatzchor der Oper Zürich, Philharmonia Zürich, Fabio Luisi. Mit Veronica Simeoni (Mezzosopran), Krassimira Stoyanova (Sopran), Georg Zeppenfeld (Bass), Francesco Meli (Tenor). Zürich 2016. Mit der »Messa da Requiem« bringt Christian Spuck eines der zentralen Werke von Giuseppe Verdi auf die Bühne. 36 Tänzer, der Chor der Oper Zürich und vier hochkarätige Solisten vereinen sich unter der musikalischen Leitung von Fabio Luisi zu dreizehn groß angelegten Bildern, die sich den ureigensten Themen des Menschseins widmen. So wie Verdi in der musikalischen Gestaltung über die rein christliche Vorstellung von Tod und Auferstehung hinausgeht, geht es auch Christian Spuck nicht um eine rein religiöse Deutung des liturgischen Textes. In poetischen Tableaus setzt er sich mit allgemein menschlichen Emotionen auseinander und thematisiert Gefühle wie Angst, Zorn, Schmerz, Trauer und die Sehnsucht nach Erlösung.
Das Bühnenbild von Christian Schmidt – ein monumentaler, dunkler, aber lebendiger Raum – eröffnet mit seinen Versenkungen und szenografischen Elementen wie einem Dornbusch und mobilen Scheinwerfen ein vielfältiges Repertoire von Auftritts- und Aktionsmöglichkeiten. Auf farbliche Kontraste setzt die britische Kostümbildnerin Emma Ryott. Während die Solisten und der Chor in dunklen Farben gehalten sind, betont sie in den hell-transparenten Tänzerkostümen die menschliche Verletzlichkeit.
»Ich möchte berührende Bilder finden, die der Musik adäquat sind und damit dem gigantischen Werk in einer Weise gerecht werden, dass man es im Anschluss anders erfahren und tiefer verinnerlichen kann«, so beschreibt Christian Spuck den eigenen Anspruch an diese Arbeit. Ausdrücklich geht es ihm als Regisseur und Choreograph nicht um eine rein tänzerische Illustration von Verdis Musik, sondern um die inhaltlich-szenische Verbindung der Tänzer mit den Solisten und den Chorsängern.
Der Chor agiert gemeinsam mit den Tänzern auf der Bühne und ist in ritualisierte Bewegungen und Vorgänge eingebunden. So entstehen überraschende und gelegentlich auch verstörende Elemente, die eine neue Perspektive auf eines der großen klassischen Meisterwerke ermöglichen. Christian Spucks »Messa da Requiem« ist die erste Gemeinschaftsproduktion von Oper und Ballett Zürich in der Direktionszeit von Opernintendant Andreas Homoki. Die überaus aufwendige szenische Umsetzung, in der Gesang und Tanz auf das Innerlichste miteinander verschränkt sind, verspricht ein außergewöhnliches Bühnenereignis.