Maurice Béjart – Doku und »Die Neunte«

Foto: © Arte/H. KloyonoriArte, 08.04.2018, 23:00-00:05 Uhr und 09.04.2018, 00:05-01.30 Uhr. Der Franzose Maurice Béjart (1927-2007) gilt als einer der weltweit bekanntesten Choreographen. Arte sendet eine Dokumentation und im Anschluß das Ballett »Die Neunte«.

 

Zur Dokumentation
Maurice Béjarts Œuvre bewegt sich musikalisch und tänzerisch zwischen Klassik und Avantgarde. Als Tänzer debütierte Béjart – eigentlich Maurice-Jean Berger – 1945 in seiner Heimatstadt Marseille. Den Durchbruch als Choreograph schaffte er 1959 mit der legendären Brüsseler Inszenierung von Igor Strawinskys »Le sacre du printemps«. Fünf Jahre zuvor hatte er seine erste eigene Balletttruppe in Paris gegründet. 1960 ging er ganz nach Brüssel und rief hier das Ballet du XXe Siècle ins Leben. Er unterhielt von 1970 bis 1988 in Brüssel die berühmte Mudra-Schule, aus der Maguy Marin und Anne Teresa De Keersmaeker hervorgingen.
Mit dem Ballet du XXe siècle entwickelte er sein »Totaltheater«, in dem Sprache, Musik, Tanz und Regie zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen. Im Sommer 1987 verließ Béjart Brüssel und ließ sich mit seiner weltberühmten Compagnie in Lausanne in der Schweiz nieder. In Lausanne gründete er die Ecole-Atelier Rudra.
Die Dokumentation nähert sich mit unveröffentlichtem Archivmaterial, zahlreichen Bühnenmitschnitten und Einschätzungen aus heutiger Sicht dem Schaffensprozess eines der produktivsten Choreographen des 20. Jahrhunderts. Unermüdlich experimentierte er mit Tänzern, beseelt von dem Wunsch, seine Kunst auch einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Béjart schuf mehr als 100 Meisterwerke. Der Dokumentarfilm zeigt die faszinierendsten Szenen aus seinen bedeutendsten Balletten, darunter Ausschnitte aus »Le sacre du printemps« (Uraufführung 1959 anlässlich der Weltausstellung in Brüssel), »Messe pour le temps présent« (Messe für die Gegenwart, 1966), mit der der Tanz in das Theaterfestival von Avignon Einzug hielt, »Le presbytère« (Das Pfarrhaus, 1997) und »Boléro« (1960) sowie weitere Kreationen aus den 70er Jahren, in denen Béjart männliche Solisten in den Mittelpunkt stellte.
Aufnahmen von Proben im Tanzstudio offenbaren Maurice Béjarts vielschichtige Persönlichkeit und seinen Willen, die Grenzen des choreographisch Möglichen immer weiter auszuloten. Dabei wird deutlich, wie es ihm gelang, mit kraftvollen und bilderstarken Inszenierungen und ständigem Streben nach Selbsterneuerung ein neues Kapitel in der Tanzgeschichte zu schreiben.

Zum Ballett »Die Neunte«
Maurice Béjarts großartige Inszenierung der Neunten Symphonie von Beethoven hat in ihrer langen Geschichte seit ihrer Uraufführung im Jahr 1964 ein großes Publikum begeistert. Die Neunte und die Anrufung der Brüderlichkeit aller Menschen, wie sie von Schiller in der »Ode an die Freude« beschworen hat, ist heute immer noch hochaktuell. »Alle Menschen werden Brüder« – das ist der Verdienst und die kraftvolle Botschaft, die von dieser Musik und Choreographie ausgeht. 250 Tänzer und Musiker auf der Bühne der Tokioter NHK Hall haben diese Botschaft an die Welt vermittelt. In Worten von Béjart ist es »eine ‚Manifestation’, im tiefsten Sinne des Wortes«. Die Wiederaufführung von Maurice Béjarts Inszenierung der Neunten Symphonie wurde in der Tokioter NHK Hall am 8. und 9. November 2014 erstmalig fürs Fernsehen aufgezeichnet. Piotr Nardelli, ein ehemaliger Tänzer aus Béjarts Kompanie und langjähriger Freund und Wegbegleiter, studierte die Choreographie so originalgetreu ein, wie sie von Béjart ursprünglich erdacht war. Es spielt das Israel Philharmonic Orchestra unter der musikalischen Leitung von Zubin Mehta. Als Sänger sind Kristin Lewis, Mihoko Fujimura, Kei Fukui und Alexander Vinogradov zu hören. Die beiden Kompanien, das Tokyo Ballet und das Béjart Ballet Lausanne, treten in der einzigartigen Produktion gemeinsam auf. Die Inszenierung ist ein emotional bewegendes und bravourvoll getanztes Gesamtkunstwerk, das Künstler aus verschiedenen Ländern vereint. Ein Plädoyer für Frieden und Brüderlichkeit.

Israel Philharmonic Orchestra, Zubin Mehta
Ritsuyukai Choir
Mihoko Fujimura (Mezzosopran), Kristin Lewis (Sopran), Kei Fukui (Tenor), Alexander Vinogradov (Bass), Thierry Hochstätter (Percussions), Jean-Bruno Meier (Percussions)
Choreographie: Maurice Béjart
Künstlerischer Leiter: Gil Roman
Tanz: Béjart Ballet Lausanne, The Tokyo Ballet