Arte Concert:
Verfügbar: 15.09.2024 bis 14.03.2025
Dauer: 113 Minuten Tag(s): Neue Musik, Oper

Arnold Schönberg: »Moses und Aron«

Aus der Opéra Bastille, Paris

»Moses und Aron« in der Inszenierung von Castellucci <br />(© Foto: Arte/Bernd Uhlig)
© Foto: Arte/Bernd Uhlig
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Seine erste Spielzeit an der Pariser Oper eröffnet Intendant Stéphane Lissner mit einem Schlüsselwerk der Moderne: Der italienische Regisseur Romeo Castellucci, der für seine bild- und klanggewaltige Bühnenästhetik bekannt ist, inszeniert Arnold Schönbergs monumentale Zwölftonoper »Moses und Aron«, ein bahnbrechendes Werk des 20. Jahrhunderts.

Arnold Schönberg begann 1930 mit der Arbeit an seiner letzten und einzigen großen Oper, in deren Libretto er seine religiösen und philosophischen Ideen zum Ausdruck brachte. Das Werk schildert die Konfrontation zwischen Moses, den Denker, und Aron, dem Mann der Tat: Immer, wenn Aron die Konzepte seines Bruders umsetzen will, entsteht ein Kompromiss, der das Ideal entwürdigt. »Denn was ich im letzten Jahre zu lernen gezwungen wurde, habe ich nun endlich kapiert und werde es nicht wieder vergessen. Dass ich nämlich kein Deutscher, kein Europäer, ja vielleicht kaum ein Mensch bin (wenigstens ziehen die Europäer die Schlechtesten ihrer Rasse mir vor), sondern, dass ich Jude bin.«

Obwohl Schönberg schon in seiner Jugend zum Protestantismus übergetreten war, litt er ab 1921 unter antisemitischen Angriffen. »Moses und Aron« war ursprünglich als Kantate geplant, wurde dann zum Oratorium erweitert und schließlich als philosophische Oper ausgeführt. In dem Werk kollidieren Moses und Aron, Radikalismus und Kompromiss, verlegene Worte und lyrischer Gesang vor einem wankelmütigen Volk, verkörpert durch die außergewöhnlich dominanten Chöre: »O Wort, du Wort, das mir fehlt«, ruft Moses zum Schluss verzweifelt und beklagt damit gleichzeitig die tragische Ohnmacht des Propheten und die eigene Unfähigkeit, seine inneren Widersprüche zu überwinden.

Schönberg, der die Zwölftontechnik erfand und auch »Moses und Aron« auf Basis einer einzigen Zwölftonreihe komponierte, kehrte schon in Paris wieder zum Judentum zurück, kurz bevor er endgültig ins amerikanische Exil ging. In seinen beiden letzten Lebensjahrzehnten litt er unter dem als existenziell empfundenen Unvermögen, »Moses und Aron« zu vollenden. Romeo Castelluccis erste Inszenierung wurde vom Pariser Publikum mit Spannung erwartet. Philippe Jordan dirigierte als musikalischer Leiter die Musiker der Pariser Oper.

Inszenierung: Romeo Castellucci
Maîtrise des Hauts-de-Seine, Paris Opera Children's Chorus
Orchestre et Choeurs de l’Opéra national de Paris, Philippe Jordan

Thomas Johannes Mayer (Moses), John Graham-Hall (Aron), Julie Davies (Ein junges Mädchen), Catherine Wyn-Rogers (Eine Kranke), Nicky Spence (Ein junger Mann), Michael Pflumm (Der nackte Jüngling), Chae Wook Lim (Ein Mann),  Christopher Purves (Ein anderer Mann, Ephraimit)

Weitere Informationen:
Aufführungsort: Paris, Opéra National de Paris, Palais Garnier (Oktober 2015)
Komponist(in): Schoenberg, Arnold (1874-1951)
Orchester/Ensemble: Orchestre de l’Opéra national de Paris
DirigentInnen: Philippe Jordan (* 1974)

Werk(e):

Arnold Schönberg: »Moses und Aron«