Jessye Norman und Kathleen Battle singen Spirituals
Sternstunden der Musik
Der Abend im März 1990 steht unter enormem Erwartungsdruck. Würden die beiden konkurrierenden Diven Jessye Norman und Kathleen Battle es tatsächlich schaffen, gemeinsam und nicht gegeneinander zu singen? Obwohl Spirituals sich inzwischen als Konzertrepertoire etabliert hatten, ist es ein Wagnis, die Wucht klassisch geschulter Stimmen auf die innig-schlichten Melodien »loszulassen«: Kann der Geist von Musik, die Menschen in der Unterdrückung Lebenskraft, Mut und Trost spenden sollte, von hochvirtuosen Stimmen für Hörer auf sündhaft teuren Opernplätzen bewahrt werden?
Die beiden Diven erobern die Carnegie Hall im Sturm, Kritik und Publikum huldigen ihnen: Es ist ein musikalisches Fest aus Charisma, Virtuosität, Lebendigkeit und Show. Eine magische Einheit entsteht zwischen den beiden gegensätzlichen Künstlerinnen an diesem Abend, als sie sich des Repertoires annehmen, mit dem in ihrer Jugend ihr musikalischer Werdegang begonnen hatte. Die Sendung lässt das Konzert auf unterhaltsame Art Revue passieren: Hört man es heute, drei Jahrzehnte später, so hört man es unweigerlich im Kontext der »Black Lives Matter«-Bewegung, die sich durch eine Häufung von Polizeigewalt gegen Schwarze gebildet hat. Ein Rollback, wie es wohl insbesondere die beiden Sängerinnen nicht erwartet hätten, die ihr eigenes Kapitel der Bürgerrechtsbewegung vollendeten, indem sie das Auftreten Nicht-weißer Sängerinnen und Sänger auf den Opernbühnen zur Normalität machten. Peter Gelb, damals der Produzent des Konzerts und heute der General Manager der Metropolitan Opera, erinnert sich an die Umstände, unter denen dieses besondere Konzertereignis entstand.
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