Mozart: Die Entführung aus dem Serail

Foto: © ZDF/Stofleth3Sat, 08.09.2018, 20:15-23:15. Singspiel in drei Akten in deutscher Sprache.
Opéra de Lyon – Opernhaus des Jahres 2017
Chor: Opéra de Lyon
Orchester: Opéra de Lyon
Musikalische Leitung: Stefano Montanari
Inszenierung: Wajdi Mouwad

 

Konstanze: Jane Archibald
Belmonte: Cyrille Dubois
Pedrillo: Michael Laurenz
Blonde: Joanna Wydorska
Osmin: David Steffens
Bassa Selim: Peter Lohmeyer

Die unterschiedliche Wahrnehmung von Frauen und Männern ist für den kanadischen Regisseur Wajdi Mouwad Ausgangspunkt einer hochaktuellen Deutung von Mozarts Singspiel.
Mouwads Auffassung der »Entführung« als Geschlechterkampf erlaubt es ihm und Kostümbildnerin Emmanuelle Thoma, sich bei der Ausstattung am ausgehenden 18. Jahrhundert zu orientieren. Die Botschaft ist klar: Die Probleme sind immer noch die gleichen. Für die Frauen.
Mouwad hat für seine Inszenierung einen Prolog verfasst und neue Dialoge geschrieben, in denen Belmonte und Konstanze, aber auch Pedrillo und Blonde, die Vorgänge am Hofe des Bassa aus ihrer jeweils eigenen Sicht kommentieren. Wie die Arien sind auch Prolog und Dialoge in deutscher Sprache.
Bei der großen Feier anlässlich der glücklichen Heimkehr aus dem Morgenland gibt es Streit. Sind die Türken wirklich so böse und frauenverachtende Menschen, wie Belmonte jetzt auf einmal behauptet? Hat er Konstanze wirklich so heldenhaft der Herrschaft des Bassa entrissen? Konstanze widerspricht aufs Entschiedenste. Sie hat das Geschehen im Serail ganz anders wahrgenommen als ihr Geliebter.
Um den Streit zu beizulegen schlägt sie vor, dass sie sich beide noch einmal gegenseitig ihre Geschichte der »Entführung aus dem Serail« erzählen. Mehr und mehr zeigt sich dabei, dass die »aufgeklärten« europäischen Männer sich in ihrer Einstellung und ihrem Verhalten Frauen gegenüber nur sehr wenig von den angeblich so rückständigen Türken unterscheiden.

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