Arte, 12.03.2017, 23:20 – 01:50 Uhr
Frankreich, 2016
Norma – tragische Oper in zwei Akten von Vincenzo Bellini
Norma ist eine gallische Druidin, die eine heimliche Liebesbeziehung zu Pollione – einem Befehlshaber der römischen Besatzungsmacht – unterhält und sogar zwei Söhne mit ihm hat. Als sie erfährt, dass Pollione mit der jungen Novizin Adalgisa fliehen will, schwört sie Rache.
Der italienische Regisseur Davide Livermore befasst sich in seiner Arbeit gern mit alten Mythen und ihrem Hineinwirken in die Kultur der Gegenwart, insbesondere im Kinofilm, dessen Ausdrucksmittel er sich zu Eigen macht. Superhelden und Heroic Fantasy stehen derzeit hoch im Kurs, und von Harry Potter bis zu den Werken Tim Burtons sind fantastische Geschichten und Gestalten allgegenwärtig.
Die Figur der Norma ist für Davide Livermore eine Ausnahmeerscheinung: Als Magierin und Kriegerin schöpft sie übermenschliche Kräfte aus der Natur. Der Regisseur sieht sie als Heldin eines Fantasy-Epos wie »Game of Thrones«. Seine spektakuläre Inszenierung versetzt den Zuschauer in das grausame Geschehen des Gallischen Krieges und beschwört mit Hilfe von Videoprojektionen eine traumähnliche Fabelwelt.
Die Neuproduktion wurde im Teatro Real de Madrid aufgezeichnet; der Italiener Roberto Abbado dirigiert Orchester und Chor des Hauses. In der brillanten Besetzung beeindruckt Maria Agresta als Norma; ihre Gegenspielerin Adalgisa wird absolut überzeugend von Karine Deshayes verkörpert.
Bellinis Meisterwerk »Norma« überraschte bei seiner Uraufführung 1831 durch Neuartigkeit und gewagte Modernität. Das Werk, in dessen Titelrolle Maria Callas bis heute unerreicht ist, markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der italienischen Oper.
Regie: François Roussillon
Komponist: Vincenzo Bellini
Inszenierung: Davide Livermore
Dirigent: Roberto Abbado
Orchester: Orchester des Teatro Real
Chorleiter: Andrés Máspero
Chor: Chor des Teatro Real
Mit: Maria Agresta (Norma), Michele Pertusi (Oroveso), Gregory Kunde (Pollione), Karine Deshayes (Adalgisa), Maria Miró (Clotilde), Antonio Lozano (Flavio)