Logo ArteMontag, 03.03.2025, 00:00-00:55 UhrMit dem Cello ans Ende der WeltSol Gabetta auf den Spuren von Lise CristianiTV-SenderArte Event SchlagworteDokumentation,Violoncello

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Eine Frau, die Violoncello spielt! Beim Gedanken an eine Frau, die ein vor allem männlich konnotiertes, tiefes Instrument spielt, fielen einige Menschen im Publikum fast in Ohnmacht. Lise Cristiani (um 1827-1853) war eine der aufregendsten Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts. Felix Mendelssohn widmete ihr nach der ersten Begegnung eine »Romance sans paroles« (1868). Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen in Paris, war ihr Aufstieg kometenhaft, Konzertreisen führten sie durch ganz Europa. Auf einer Tournee durch Russland starb sie, mit nur 27 Jahren. Die Dokumentation zeigt, wie eine der größten Cellistinnen unserer Tage, Sol Gabetta, in das Leben von Lise Cristiani eintaucht und sich ihr damaliges Repertoire für eine eigene Tournee erarbeitet.

© Foto: Arte/blue marmotEine Frau, die Violoncello spielt! Beim Gedanken an eine Frau, die ein vor allem männlich konnotiertes, tiefes Instrument spielt, fielen einige Menschen im Publikum fast in Ohnmacht. Kritiker bezweifelten, ob zarte Frauenhände die tiefen Töne überhaupt erzeugen können. Das Publikum aber wollte sie sehen und vor allem spielen hören. Erst wurde »die Cristiani« begafft wie ein Zirkuspferd, dann wandelte sich der anfängliche Spott in Bewunderung. Der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy widmet ihr nach einem gemeinsamen Konzert in Leipzig ein berühmtes Werk, die » Romance sans paroles op. 109« für Cello und Klavier.

Sol Gabetta, virtuose Violoncellistin der Gegenwart, spürt der Geschichte Lise Cristianis nach, sucht nach dem Repertoire ihrer Vorgängerin, um eigens einen Konzertabend zu gestalten. Die Suche ist mühselig, da nur Fragmente von Cristianis Leben auffindbar sind. Darunter ist auch ihr Violoncello des italienischen Geigenbauers Antonio Stradivari. Unnahbar steht das wertvolle Instrument heute in einer gläsernen Vitrine im Museo del Violino in Cremona. Ob es Sol Gabetta gelingt, einmal darauf zu spielen? Wird sie ein Konzert kreieren, wie es zu Zeiten Lise Cristianis üblich war – und wird es das Publikum auch wirklich mitreißen?
Cristiani reist weiter in den wilden Osten Sibiriens als jeder andere Künstler vor ihr. »Ein unstetes Leben ist eine berauschende Angelegenheit«, findet sie. Im Alter von nur 27 Jahren stirbt die begnadete Musikerin fernab der Pariser Heimat.