Logo 3SatSamstag, 24.08.2024, 20:15-22:45 UhrSergej Prokofjew: »Der Spieler«Mit Asmik Grigorian als PolinaTV-Sender3Sat Event SchlagworteOper

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© Foto: 3Sat/ZDF/ORF/Salzburger Festspiele/Ruth WalzIn der Regie von Peter Sellars und mit Asmik Grigorian als Polina ist die Neuinszenierung des »Spielers« 2024 in Salzburg ein Garant für musikalisch-szenisches Suchtpotenzial. Für die Bildregie zeichnet Peter Sellars selbst verantwortlich und setzt somit das Meisterwerk gleich zweimal in Szene. Es singen und spielen die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor und die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Timur Zangiev.

Im Karussell des Untergangs: Geschrieben inmitten der Wirren des Ersten Weltkriegs, gibt Sergej Prokofjews erste abendfüllende Oper »Der Spieler« mit ihrer atemlos gedrängten, lakonisch verknappten und schroffen Musik Zeugnis über seine expressionistische Phase. Nach ihrer Fertigstellung im Revolutionsjahr 1917 musste die Oper zwölf Jahre auf ihre Uraufführung warten und blieb seither eher eine Ausnahmeerscheinung in den Spielplänen. Zu radikal avantgardistisch wird die temporeiche und antiromantische Musik empfunden.

Gnadenlos analysiert sie das von Fjodor Dostojewski in seinem gleichnamigen Roman entworfene Panoptikum entwurzelter Romanfiguren. Ein Marquis als Betrüger, ein ehesuchender General mit hohen Spielschulden, eine Französin, die ihre Chance auf Reichtum wittert, und die Tochter des Generals, Polina. Inmitten narzisstischen Taktierens der Hauslehrer Alexej, der über dem Glücksspiel die Liebe vergisst und zum Opfer seiner eigenen Sucht wird.

Der fiktive Kurort Roulettenberg zeigt eine dekadente Gesellschaft am Rand des Bankrotts. Während sich die verlorenen Charaktere zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung verlieren, bleibt das Streben nach Reichtum die wohl einzige Konstante.

Prokofjews pulsierende Musik entführt das Publikum in ein Karussell voller Ängste, Hoffnungen und Gier, in eine Welt, in welcher verletzte Ehre die Akteure lenkt. Da Prokofjew größtenteils auf die Verwendung von Arien und Chorstücken verzichtet, prägt das Orchester die Charakterisierung der Protagonisten.

Inszenierung: Peter Sellars
Bühne: GeorgeTsypin
Kostüme: Camille Assaf
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, Pawel Markowicz
Wiener Philharmoniker, Timur Zangiev
Mit Peixin Chen (Der General), Asmik Grigorian (Polina), Sean Panikkar (Alexej Iwanowitsch), Violeta Urmana (Babuschka/Babulenka), Juan Francisco Gatell (Der Marquis), Michael Arivony (Mr. Astley), Nicole Chirka (Blanche), Zhengyi Bai (Fürst Nilskij), Ilia Kazakov (Baron Würmerhelm)

Felsenreitschule Salzburg, August 2024